Allgemeines
Hergensweiler und seine Ortsteile
Degermoos, Obernützenbrugg, Unternützenbrugg, Stockenweiler, Wolfgangsberg, Rupolz, Schillers, Oberholz, Scheidenweiler, Hagers, Unteroesch, Miezlings, Altis, Mollenberg, Volklings
Landkarte von Hergensweiler und Umgebung
Einwohnerzahlen seit 1997
Hergensweiler | Erstwohnsitze | Nebenwohnungen | Gesamt | ||
1997 | 1554 | + | 111 | = | 1665 |
1998 | 1589 | + | 122 | = | 1711 |
1999 | 1697 | + | 119 | = | 1816 |
2000 | 1711 | + | 126 | = | 1837 |
2001 | 1732 | + | 129 | = | 1861 |
2002 | 1774 | + | 128 | = | 1902 |
Geschichte von Hergensweiler
Hergensweiler hat eine reiche Geschichte
Zwischen den Ausläufern des Allgäus einerseits und dem Bodenseegebiete andererseits liegt inmitten saftiger Wiesen und Obstgärten die Gemeinde Hergensweiler. Nach Süden hin reicht der Blick des Beschauers hinunter bis an die Ufer des Bodensees. Nach Südosten hin zieht sich das liebliche Leiblachtal, begrenzt von den Ausläufern des langgestreckten Pfänderrückens, während sich in nordöstlicher Richtung vereinzelte malerische Höhen des benachbarten württembergischen Oberlandes zeigen. Wenn man die Gemeinde in ihrer lagemäßigen Ausdehnung betrachtet, bildet sie gewissermaßen ein Kuriosum. Mit ihrer Gesamtlänge von rund 8 km und 2 km Breite, dürfte sie wohl die schmälste Gemeinde des bayerischen Schwabenlandes sein.
Postkarte von Meinrad Heim (datiert 1913)
Jeder Verkehrsteilnehmer, der auf bayerischem Gebiet von
Nordosten kommend nach Lindau will, muß durch Hergensweiler fahren, denn die B
12 verläuft durch Hergensweiler in seiner ganzen Länge und die B 308 liegt im
Dornacher Wald auch auf der Gemarkung Hergensweiler. Hier ist die Gemeinde nur
1800 m breit. In diesem Bereich dürfte wohl auch das Land Bayern am schmalsten
sein, da die Grenzen von Österreich und Württemberg nur 2000 m auseinander
liegen.
Hergensweiler liegt 560 m hoch am äußersten Rand des Westallgäus. Die
liebliche Landschaft mit den leicht geschwungenen Hügeln verdankt unsere Gegend
der schürfenden und ablagernden Tätigkeit des Rheingletschers während der
Eiszeiten. Die Besiedlung erfolgte sehr wahrscheinlich im 8. Jahrhundert. Auch
der Name deutet auf diese Zeit. Fast alle Weiler-Orte sind im 8. Jahrhundert
entstanden. Namensgeber war ein Alemanne Heriger; welcher 809 in Wasserburg als
Zeuge nachweisbar ist.
In der Chronik wird von einer Kirchen-Einweihung am 5.10.1108 durch Bischof
Gebhard III. von Konstanz berichtet. Die jetzige Kirche wird im Jahr 1712
erbaut. Dr. Schnell schreibt in seinem Kunstführer des Kreises Lindau von
prachtvollen Stuckmarmor-Altären und Horn bezeichnet in Kunstdenkmäler
Bayerns, Band Lindau, die barocke Ausstattung in Hergensweiler zu den
besterhaltenen des Kreises Lindau. Hochaltar und Kanzel sind von dem
Wessobrunner Franz Schmuzer, während die beiden Seitenaltäre erst 1741 von
Abraham Bader / Mindelheim, ebenfalls ein gebürtiger Wessobrunner, erstellt
wurden.
Die Burg Mollenberg wird vermutlich von Dienstmannen des Klosters St. Gallen im
11. oder 12. Jahrhundert erbaut. 1324 ist Conrad von Schönstein im Besitz der
Burg. Mehrere Patrizier wie die Harzer von Konstanz, die Rosenhart aus dem württ.
Allgäu, die Haider und Schnitzer von Wangen, die alle untereinander verschwägert
sind und deren Nachkommen lösen sich im Besitz zwischen 1337 und 1531 mehrmals
ab.
Zwischen 1531 und 1564 werden Burg und Dorf Mollenberg einschl. Lerchenmühle
von den Grafen Montfort-Tettnang aufgekauft. Die Burg wird 1784 durch
Blitzschlag zerstört. Der Turm war bis 1832 bewohnt, bis ein weiterer
Blitzschlag auch ihm ein Ende bereitete. Der Schloßbauernhof (heute Michael
Heim) ist nach einem Brand mit den Ruinensteinen neu aufgebaut worden.
Von 1290 bis 1417 kauft das Spital Lindau in Stockenweiler und Volklings mehrere
Höfe und Grundstücke. 1407 läßt das Spital den heute unter Naturschutz
stehenden Stockenweiler Weiher anlegen, um den großen Fischbedarf für die
Fastenzeit
decken zu können. 1353 hat Hergensweiler 30 Höfe, was auf ca. 150 Einwohner
schließen läßt.
1682 wird auf dem Moränenrücken südlich des Dorfes, neben dem Pestfriedhof,
die Antoniuskapelle erbaut. 1770 wird Stockenweiler vereinödet. 1775 Rupolz,
1777 Hergensweiler und Volklings, 1779 Schillers und 1790 Obernützenbrugg. 1785
kommen die auf der "Bregenzer Seite"; also zu Österreich gehörenden
Ortschaften Immen, Haggenberg, Umgangs, Oberstaufen, Vogelhag und Infang von der
Pfarrei Hergensweiler zur Pfarrei Niederstaufen.
Die Pfarrei Hergensweiler gehört von 1280 bis 1805 dem Kloster Weingarten, die
Hauptmannschaft, also die politische Gemeinde jedoch bis 1805 zum äußeren
Gericht Lindau. Dies betrifft jedoch nur die niedere Gerichtsbarkeit. Die hohe
Gerichtsbarkeit stand dem Hause Montfort-Tettnang zu.
1805 wird Lindau und somit auch Hergensweiler bayrisch. 1818 werden durch
Gemeinde-Edikt die politischen Gemeinden gebildet. Hergensweiler hat 85 Häuser
mit 547 Einwohnern. 1853 wird die Eisenbahn-Teilstrecke Immenstadt-Lindau der
"Ludwig-Süd-Nord-Bahn" fertig. Eine Haltestelle bekommt Hergensweiler
jedoch erst 1887. 1899 wird im Gasthof Schweinberger eine Postagentur
eingerichtet.
1910 brennt in Hergensweiler das erste elektrische Licht. Im Weltkrieg 1914/18 läßt
der weitblickende Bürgermeister Lampart mit russischen Kriegsgefangenen eine
Wasserleitung von Handwerks nach Hergensweiler bauen. Daraus entsteht der
Zweckverband Handwerks-Gruppe, der heute noch die Wasserversorgung der Gemeinden
Hergensweiler, Sigmarszell, Weißensberg und den Lindauer Stadtteil Oberreitnau
versorgt.
Am 1.5.1930 wird durch den Gebirgstrachtenverein ,,D'Leiblachtaler" das
Heimat-Museum gegründet.
Milchwirtschaft, Viehzucht, Obst- und Ackerbau sind seit jeher die
Haupterwerbszweige der Bevölkerung. Seit 150 Jahren hat sich die Personenzahl
in der Gemeinde mehr als verdoppelt. Ebenso konnte durch Neulandgewinnung und
Feldverbesserung der Viehbestand verdoppelt werden. Rund 125 Wohnhäuser wur-den
in der genannten Zeit neu erstellt. Bei der Numerierung der Gehöfte bzw. der
Wohnhäuser im Jahre 1812 sind es 89 Hausnummern. Die hinzugekommenen
Hausnummern teilen sich in halbe, drittel, viertel und zehntel Nummern auf, bis
im Jahre 1964 erstmals und im Jahre 1975 zum zweiten Mal dies korrigiert und
Straßennamen eingeführt wurden. Die Jahre 1964 bis 1976 spielen in der
Entwicklung der Gemeinde Hergensweiler eine bedeutende Rolle. Unter Bürgermeister
Strodel wird 1965 ein neuer Friedhof gebaut und 1967 die Ortskanalisation
verlegt. 1966 wird Hergensweiler das Gemeindewappen verliehen. Dies ist auch der
Anlaß, das erste Kinderfest zu veranstalten, das inzwischen zu einem festen
Bestandteil des Hergensweiler Festes geworden ist.
In den Jahren 1972 und 1973 erbaut man neben der 1950/52 erweiterten Volksschule
die Leiblachhalle und den Kindergarten. 1974/75 wird die Pfarrkirche St.
Ambrosius innen und außen renoviert. 1975/76 wird der Sportplatzbereich beim
Bahnhof saniert, mit Parkplätzen versehen und ein neues Sportheim erstellt.
Aus-bau des Heimatmuseums, rege Bautätigkeit, Ansiedlung einiger Betriebe und
Straßenbauten fallen auch in diese Zeit.
Der Hergensweiler Bevölkerung kann man von jeher ein gewisses kulturelles
Schaffen nachweisen. Musik und Gesang, Tanz und Theaterspiel wurden seit frühester
Zeit gepflegt und gefördert und der nächsten Generation erhalten. Ein heute
noch vorliegendes Theaterprogramm aus dem Jahre 1831, das zu dem Theaterstück
,,Der adelige Taglöhner" eingeladen hat, darf als Beweis eines frühen
kulturellen Schaffens gedeutet werden.
Feuerwehr, Schützen-, Krieger- und Soldatenverein können auf über l00jähriges,
Turn- und Sportverein auf 75-jähriges Bestehen zurückblicken.
Die Gemeinde wird 1976 im Wettbewerb ,,Unser Dorf soll schöner werden"
zuerst Kreis- und dann Bezirks-Sieger. 1977 erhält Hergensweiler dann im
Landesent-scheid eine Goldmedaille und im Bundesentscheid eine Silbermedaille.
1977 erfolgt die Erweiterung des Gewerbegebietes Rupolz und des Baugebietes Südost
um 17 Bauplätze.
1980 wird der Gemeinde das Prädikat ,,Staatlich anerkannter Erholungsort"
verliehen.
1981 kann die Gemeinde den alten Pfarrhof erwerben. Das Erdgeschoß stammt aus
dem 14.Jahrhundert und war früher Salzfaktorei. Nach aufwendiger, aber dezenter
Sanierung, kann dort 1989 das Heimatmuseum eröffnet werden.
1983 kann nach langwierigen Verhandlungen mit der Bundesbahn ein Teil des
Bahnhofsgeländes erworben werden.
Am 1.6.1985 ist der letzte Zughalt in Hergensweiler. Der Personenverkehr wird
jetzt mittels Bussen abgewickelt.
1985 wird mit dem Bau von Schützenhaus, Kleinkaliber-Schießstand und
Gemeinde-Bauhof begonnen.
1988 wird ein Museumsverein gegründet
1991 endlich schafft Hergensweiler nach erneuten Siegen im Kreis-, Bezirks- und
Landesentscheid des Wettbewerbs "Unser Dorf soll schöner werden" auch
den Bundessieg mit einer Gold-Medaille.
Ein Spaziergang durch Hergensweiler